Lustlos investieren

14.07.2017

Ich weiss nicht, seit Monaten habe ich nicht recht Lust, in Aktien zu investieren. Gewiss, ich kaufe für unser privates Depot diese und jene Aktie, vergrössere einige Positionen, vor allem mit Geld, welches von Dividenden herrührt. Neues Kapital kann ich zurzeit nur wiederwillig investieren.

Auch deshalb bin ich zwischendurch mit dem Nachführen der Musterdepots arg im Verzug. Und dann haben mich andere Projekte in den letzten sechs Monaten derart in Beschlag genommen, so dass mir kaum Zeit blieb, mir gross Gedanken zu Neuinvestitionen zu machen.

Immerhin habe ich im Real-Depot noch 9 Aktien von Geberit gekauft – aber dass mir beim Kauf ein grober Fehler unterlaufen ist, zeigt deutlich, dass ich nicht ganz bei der Sache bin. Da habe ich doch tatsächlich zuerst den falschen Valor gekauft: Das ist mir glaub ich in bald 20 Jahren Online-Banking noch nie passiert… Der Fehler hat mich etwa 100 Franken gekostet – ich habe den ungewollten Titel gleich wieder verkauft (2 mal 40 Franken für die Katz). Bis das gutgeschriebene Geld wieder verfügbar war, stieg der Kurs des Geberit-Aktie, so dass ich statt der ursprünglich beabsichtigten zehn Stück nur noch neun kaufen konnte. Ziemlich «bireweich». 

So, meinen Fehler habe ich nun gebeichtet, mag jedeR denken, was erSie will. Aber der Fehler ist nicht der Grund weshalb ich zurzeit lustlos investiere. Es ist vielmehr Ergebnis dieser Lustlosigkeit. Die Gründe der Unlust liegen woanders. 

In der Politik. Genauer, in den amerikanischen Präsidentschaftswahlen, und dem katastrophalen Ergebnis der Wahlen. Der neue Präsident steht in meinen Augen für alles, was ich in meinem Leben gering schätze. Der Mann ist oberflächlich, ungebildet, vulgär, verlogen, rassistisch, eine Windfahne, unfähig, ein brauchbarer Präsident zu sein. So viel Macht konzentriert in den Händen eines solchen Menschen, das ist brandgefährlich. Und wie reagieren die Aktienmärkte? Neue Höchststände. Na bitte! 

Höchststände an den Märkten sind schön für Leute, welche Aktien verkaufen wollen. Tatsächlich habe ich etwa zehn Prozent aller unserer Aktien verkauft, um das Geld in ein neues Projekt völlig ausserhalb der Finanzmärkte zu stecken. Höchststände bei den Aktienkursen sind aber ein Problem für alle, welche ihr sauer verdientes Geld sinnvoll investieren wollen oder müssen. 

Natürlich sind auch in einem hoch bewerteten oder gar überbewerteten Aktienmarkt immer günstig bewertete Aktien zu finden. Wer auf Kurs-Gewinn-Verhältnis, Wachstumsaussichten und Dividendenrendite schaut, findet auch jetzt Aktien im In- und Ausland, welche einen Kauf wert sind. Das heisst aber nicht, dass diese Aktien nicht auch noch viel billiger werden könnten, wenn der Aktienmarkt einmal zu korrigieren beginnt. Und daher rührt meine Unlust: Weshalb soll ich heute eine Aktie kaufen, wenn ich erwarte, dass ich in naher Zukunft dieselbe Aktie weit günstiger erstehen kann? 

Ich weiss, diese Frage darf ich mir im Grunde genommen nicht stellen. Wenn ich derart denke, kann ich nicht mehr investieren. Wenn ich eine gute Gelegenheit sehe, muss ich doch investieren. Geld liegenzulassen bedeutet doch auch, dass ich verliere, weil das Geld nicht so arbeiten kann, wie es eben arbeiten müsste. Und trotzdem bleibt die Unlust…

Und worauf hatte ich mich denn konzentriert in den letzten Monaten? Nur so viel sei einmal verraten: www.odyssia15.gr/olivenöl  

Lassen Sie sich nicht von Ihren Emotionen treiben

13.02.2014

Was ich hier beschreibe, ist so kühl, so rechnerisch, soooo langweilig. Genau das ist es. Genau das kann den langfristigen Erfolg bringen. Überhaupt, hier geht um ein langfristiges Projekt. Investieren Sie auf einen Zeithorizont von 20 Jahren. Wenn Sie einen kürzeren Zeitraum betrachten, gibt es so viel Rauf und Runter bei den Preisen, dass Investieren wenig Spass macht.

Gutes Investieren ist so spannend, wie wenn Sie dem Gras beim Wachsen zuschauen. Schlechtes Investieren kostet Nerven, regt auf: manchmal sind Sie wegen eines schnellen Gewinns euphorisch, dann wieder wegen eines herben Verlusts deprimiert. Das ist weiter nicht schlimm.

Schlimm wird es, wenn diese Emotionen Ihre Anlageentscheide steuern: Ich habe so viel mit dieser Aktie gewonnen, da muss ich unbedingt noch massiv mehr kaufen. Dann steigt sie noch mehr und ich habe noch mehr Gewinn. Oder umgekehrt: Diese Aktie ist so gefallen, da wird nichts mehr. Besser verkaufen und in etwas investieren, das mehr Sinn macht. So sind Sie nicht am Investieren, sondern am Spekulieren.