Wie bauen Sie ein Aktienportfolio auf?

31.01.2014

Beim Aufbau eines Aktienportfolios gilt es, einige einfache Regeln zu beachten. Diese Regeln haben den Zweck, die Risiken Ihrer Investitionen zu streuen. 

  • Kaufen Sie Aktien mehrerer verschiedener Firmen. Mindestens zehn Aktien sollten es schon sein. Es ist nie auszuschliessen, dass das Management einer Firma Fehler macht. Managementfehler drücken sich in aller Regel blitzartig in fallenden Kursen aus. Das ist eine unschöne Sache für die Aktionäre. Gegen dieses Risiko hilft nur, dass Sie Aktien von verschiedenen Firmen kaufen.
  • Kaufen Sie Aktien aus verschiedenen Branchen. Vielleicht mögen Sie Firmen in einer bestimmten Branche besonders, oder Sie kennen diese besonders gut. Lassen Sie sich aber nicht dazu verleiten, nur Aktien aus einer Branche zu kaufen - auch das ist ein Klumpenrisiko. Kaufen Sie Aktien von Versicherungen, Telekomanbieter, Softwarefirmen, Nahrungsmittelherstellern, usw. Es kann auch sein, dass bestimmte Sektoren des Marktes mal Mode sind, dann wieder gemieden werden. Einmal sind Technologieaktien in, dann wieder völlig out, dafür sind jetzt Pharmaaktien gefragt, aber nächstes Jahr ist wieder was Anderes Mode. In dieser Hinsicht macht der Markt, was er will, und Sie müssen mit dieser Tatsache beim Investieren leben.
  • Kaufen Sie Aktien von Firmen in verschiedenen Ländern. Natürlich sind Schweizer Unternehmen Weltspitze, aber es gibt ebenso gute Firme ausserhalb der Schweiz. Sie tragen damit natürlich automatisch Wechselkursgewinne und -Verluste mit, aber der Franken ist nun mal nicht die einzige Währung... Aktienmärkte von verschiedenen Ländern entwickeln sich mal schlechter, mal besser. Dieses Risiko können Sie abfedern, indem Sie Aktien von Firmen in unterschiedlichen Ländern kaufen.
  • Planen Sie langfristig. Dazu gehört, dass Sie Ihr Portfolio über viele Jahre verteilt aufbauen. Investieren braucht, wie alles Andere auch, Übung und Erfahrung. Kaufen Sie jedes Jahr Aktien, reinvestieren Sie jedes Jahr die Dividenden. Lassen Sie sich Zeit mit Ihren Entscheidungen. Rom wurde nicht an einem Tag gebaut, und auch ein genialer Investor wie Warren Buffett brauchte Jahrzehnte, bis er so reich wurde wie er heute ist.

Sie müssen nicht eine Unmenge verschiedener Aktien kaufen, das wäre nicht praktisch. Aber wenn Sie langfristig investieren, sollten Sie schon ein Portfolio von mindestens 25 bis 30 Aktien von Firmen unterschiedlicher Branchen zusammenstellen. Diese Diversifikation bringt mehr Stabilität ins Depot. Kaufen Sie aus verschiedenen Ländern, in verschiedenen Währungen

Vermutlich können Sie diese Aktien nicht alle aufs Mal kaufen – das ist sogar ein Vorteil. Im ersten Jahr kaufen Sie z.B. 6-10 Swisscom- oder Nestle-Aktien. Sobald Sie wieder 3000 bis 4000 Franken beisammen haben, kaufen Sie Aktien einer Versicherung wie Swiss Re, Zürich oder Baloise, im dritten Jahr können es für den gleichen Betrag vielleicht Aktien von Geberit sein. Im vierten Jahr kaufen Sie Aktien einer deutschen Firma, deren Aktien im DAX gehandelt werden. Später ein US-amerikanisches Unternehmen aus dem Dow Jones. Immer etwa den gleichen Frankenbetrag, egal, ob die Börsen gestiegen oder gefallen sind. Die genannten Firmen sind nur Beispiele – Sie müssen zum Zeitpunkt des Kaufs sicherstellen, dass Sie Aktien von grossen, soliden, gut geführten Firmen mit einer guten Dividendenrendite kaufen. Welche das in zwei, drei und fünf oder zehn Jahren sein werden, können wir jetzt nicht wissen.

Schon nach wenigen Jahren stellen Sie fest, dass Sie immer mehr Dividenden erhalten. Das ist angenehm – Sie bringen damit die 3000 bis 4000 Franken immer schneller zusammen, die Sie brauchen, um wieder neu investieren zu können. Irgendwann haben Sie so „Ihre“ 25 bis 30 Aktien zusammen, welche alle Dividenden abwerfen. Sie haben Aktien für mindestens 80‘000 Franken im Depot, und wenn Sie Glück haben, wirft dieses Depot bereits eine Rendite von etwa 5% ab, also etwa 4000 Franken im Jahr.

Abhängig von Ihren Zielen fahren Sie im gleichen Stil weiter, reinvestieren die Dividenden und investieren frisches Geld. Damit fahren Sie solange fort, wie Sie selbst aktiv Geld verdienen. Wenn Sie etwa 20 Aktien haben, können Sie auch mit den ausbezahlten Dividenden mehr Stück einer Aktie kaufen, welche Sie bereits besitzen. Um das Verlustrisiko gering zu halten, sollte aber keine Ihrer Aktien mehr wert sein als 6-8% Ihres Depots. Selbst wenn dann eine Firma total floppt, haben Sie einen verkraftbaren Verlust.

Welche Aktien eigenen sich für diese Strategie?

Für diese Strategie eignen sich die Aktien grosser, solider Firmen, welche diese Anforderungen erfüllen:

  • Die Dividendenrendite beim Kauf ist ansprechend. 2% ist das Minimum.
  • Die Dividende wurde in der Vergangenheit regelmässig erhöht.
  • Die Ausschüttungsquote ist geringer als 50%. Das heisst, maximal 50% des Gewinns, den die Firma erwirtschaftet, soll in Form von Dividenden ausbezahlt werden. Ist die Quote höher, bedeutet das, dass die Firma keine Reserven anlegen kann und eventuell nicht in Forschung und Entwicklung, oder in neue Produktionsanlagen investieren kann, was das langfristige Firmenwachstum gefährden kann.
  • Die Firma verfügt über starke Alleinstellungsmerkmale. Je einmaliger eine Firma ist, je schwieriger ihr Geschäftsmodell kopiert werden kann, desto besser sind die Aussichten für diese Firma. Konkurrenten müssen grosse Anstrengungen  unternehmen, um Marktanteile zu gewinnen, und sie können oft nicht so profitabel arbeiten wie der Platzhirsch. Eine Firma mit dominanter Stellung kann die Preise bestimmen. Beispiele solcher Firmen: fast alle Marken, welche Sie aus dem täglichen Leben kennen. Coca Cola, Gillette, Nespresso, Nike, VW, Lindt, AXA Winterthur, usw.

 

Die beiden ersten Punkte kann man leicht überprüfen, und die dritte Anforderung können Sie mit wenig eigenem Aufwand kontrollieren: Ausbezahlte Dividenden / Gewinn * 100 ergibt die Quote.

In der Schweiz gibt es einige grosse Firmen, und deren Aktien werden im SMI (Swiss Market Index) zusammengefasst. Damit sind sie aus meiner Sicht nicht alle automatisch „grosse, solide Firmen“, und längst nicht alle zahlen regelmässig erhöhte Dividenden. (Sorry, UBS, Credit Suisse: Sie gehören nicht zum Club.)

Der Punkt der Grösse scheint mir am ehesten noch verhandelbar: Bedingt durch die Grösse unseres Landes finden sich in der Schweiz nicht viele Firmen, auf welche  die beschriebenen Anforderungen zutreffen, welche aber trotzdem seriös geführt sind, stabile Gewinne schreiben und gute Wachstumsaussichten haben.  

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit hier einige Schweizer Aktien, welche Sie sich genauer anschauen sollten, wenn Sie gemäss dieser Strategie investieren wollen.

Nestle  sehr solider Wert mit konstantem, langsamem Wachstum
Roche  Big Pharma mit stetem Wachstum 
Novartis  Big Pharma mit stetem Wachstum 
Swisscom    gute Rendite, eventuell wenig Wachstum, mehr als 50% im Besitz der Eidgenossenschaft
Swiss Re  gute Rendite, wahrscheinlich wenig Wachstum
Zürich Versicherungen  gute Rendite, eventuell wenig Wachstum
Swatch   aktuell geringe Rendite, könnte jedoch erhöht werden
SGS   Rendite OK, Wachstum gut
Adecco  Rendite OK, Wachstum gut
Givaudan  Rendite OK, Wachstum gut
Inficon   gute Rendite, geringes Wachstum, kleine Firma, aber grosse Kunden
Mobilezone   kleine Firma, wenig Wachstum, hohe Rendite
Baloise   geringes Wachstum, aber gute Rendite


US-Aktien

Diese Strategie funktioniert hervorragend mit vielen grossen US-amerikanischen Firmen. Über 100 Firmen haben dort über einen Zeitraum von mehr als 25 Jahren jährlich die Dividende erhöht. Sie brauchen nur von dieser Liste: https://bitly.com/USDividendChampions  jene Firmen zu wählen, welche Ihnen zusagen, und Sie sind bereits recht krisensicher investiert. Mehr Infos zu dieser Liste finden Sie hier: https://www.dripinvesting.org/tools/tools.asp 

Ein paar Namen:

  • Coca Cola
  • Johnson & Johnson
  • Colgate Palmolive
  • AFLAC
  • AT&T
  • 3M
  • Procter & Gamble 
  • IBM
  • Microsoft
  • Intel
  • Apple
Wenn Sie daran denken, wo der Dollar vor 20 Jahren stand, wo er heute steht, und wo er in Zukunft stehen wird, wollen Sie sicher sein, dass sich Aktien, welche Sie in Dollar halten, gut entwickeln werden! Aber denken Sie auch daran, dass Sie mit dieser Strategie über einen langen Zeitraum Aktien kaufen. So wirkt sich der fallende Dollar nicht derart verheerend aus. Und in Anbetracht der gesamten Finanzlage der USA gibt es bestimmt einige grosse Fragezeichen für die Zukunft. Nur: wenn Sie nicht investieren, ist es sicher, dass Sie verlieren werden.

Europäische Aktien

  • Deutsche Telekom
  • DSM (Niederlande)
  • AXA Versicherungen, Frankreich

Wenn Sie diese kurze europäische Liste genau anschauen, werden Sie bestimmt Namen finden, welche die Anforderungen nicht wirklich erfüllen. Wir leben noch mit den Nachwirkungen der grössten Finanzkrise seit Jahrzehnten (ich hoffe, dass es Nachwirkungen sind!) und viele Firmen kamen im Verlauf der letzten Jahre in Schwierigkeiten. Deshalb sind bei mir die europäischen Aktien eher vernachlässigt. 

Kommentar(e)

Jacques Winiger
21.06.2014 16:37
Ich habe nur dividendenstarke Unternehmen im Depot, seit Jahren verfolge ich diese Strategie. Will noch etwas dazu investieren. Was meinen Sie ? Im Moment sind Aktien sehr teuer, ist abwarten angesagt oder soll man jetzt trotzdem kaufen.

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