Von Warren Buffett lernen
11.03.2014
Seit Jahrenzehnt veröffentlicht Warren Buffett seine Letters to the Shareholder of Berkshire Hathaway Inc. Auch der diesjährige Brief ist nicht nur für Aktionäre von Berkshire Hathaway, dem Konglomerat von Buffett und seinem Partner Charlie Munger, lesenswert.
Es ist naheliegend, wenn man versucht, von diesem Vorbild zu lernen. Und Buffett macht es den Lesern seiner Briefe leicht. Er ist ja nicht nur der erfolgreichste Investor, vermutlich aller Zeiten, sondern auch ein intelligenter, humorvoller Lehrer, der kein Geheimnis aus den Gründen seines Erfolgs macht. Und es macht ihm offensichtlich Spass, weiterzugeben, was er gelernt und praktiziert hat. Wenn wir auch in einer ganz anderen Liga spielen als dieser Investor-Superstar, so liegt es doch an uns, von seiner Erfahrung zu profitieren.
Der Brief beginnt jeweils mit der stolzen Auflistung der Entwicklung des Buchwerts der Berkshire-Aktien. Seit knapp fünfzig Jahren verzeichnen diese eine jährliche Steigerung um 19.7%, oder insgesamt um eine Steigerung von 693'518% (keine Kommafehler hier!) Kein anderer Investor kann eine solch brillante Bilanz vorlegen.
Auf den Folgeseiten 3 bis 15 des Briefes diskutiert Buffett ausführlich, aber gut verständlich und leicht lesbar, die Ergebnisse der einzelnen Firmen, welche zum Berkshire-Imperium gehören. Interessant ist auch die Auflistung der 15 grössten Investitionen in andere Firmen.
"Some Thoughts About Investing"
Schliesslich folgen ab Seite 17 Buffetts "Gedanken über das Investieren". Über mehrere Seiten erzählt er, wie er mit zwei seiner wohl kleineren Investitionen verfahren ist: Einmal hat er eine günstig bewertete Farm in Nebraska gekauft und durch dick und dünn gehalten, ein anderes Mal hat er mit Partnern nach eine Krise eine Liegenschaft neben der Uni New York gekauft und jahrzehntelang Miete einkassiert - mit einer Rendite von 35% auf den Kaufpreis.
Buffett erzählt diese Geschichten, weil er damit eines verdeutlichen kann: Der Preis ist das, was Du bezahlst. Wert ist das, was Du dafür kriegst. Er war sich sicher, dass der Preis niedrig war, der Wert der Objekt aber hoch. Er konzentrierte sich beim Investieren darauf, wie gross sein zukünftiges Einkommen aus diesen Investitionen sein könnte, und entschied auf Grund dieser Annahmen.
Buffett beschreibt anschliessend in diesen sechs Leitlinien das Fundament guten Investierens.
- You don’t need to be an expert in order to achieve satisfactory investment returns. But if you aren’t, you must recognize your limitations and follow a course certain to work reasonably well. Keep things simple and don’t swing for the fences. When promised quick profits, respond with a quick “no.”
- Focus on the future productivity of the asset you are considering. If you don’t feel comfortable making a rough estimate of the asset’s future earnings, just forget it and move on. No one has the ability to evaluate every investment possibility. But omniscience isn’t necessary; you only need to understand the actions you undertake.
- If you instead focus on the prospective price change of a contemplated purchase, you are speculating. There is nothing improper about that. I know, however, that I am unable to speculate successfully, and I am skeptical of those who claim sustained success at doing so. Half of all coin-flippers will win their first toss; none of those winners has an expectation of profit if he continues to play the game. And the fact that a given asset has appreciated in the recent past is never a reason to buy it.
- With my two small investments, I thought only of what the properties would produce and cared not at all about their daily valuations. Games are won by players who focus on the playing field – not by those whose eyes are glued to the scoreboard. If you can enjoy Saturdays and Sundays without looking at stock prices, give it a try on weekdays.
- Forming macro opinions or listening to the macro or market predictions of others is a waste of time. Indeed, it is dangerous because it may blur your vision of the facts that are truly important. (When I hear TV commentators glibly opine on what the market will do next, I am reminded of Mickey Mantle’s scathing comment: “You don’t know how easy this game is until you get into that broadcasting booth.”)
- My two purchases were made in 1986 and 1993. What the economy, interest rates, or the stock market might do in the years immediately following – 1987 and 1994 – was of no importance to me in making those investments. I can’t remember what the headlines or pundits were saying at the time. Whatever the chatter, corn would keep growing in Nebraska and students would flock to NYU.
Nicht einverstanden mit Buffetts Rat an Klein-Investoren
Nicht einverstanden bin ich mit Buffetts Schlussfolgerung, der nicht-professionelle Investor soll am Besten sein Geld in einen Indexfonds stecken und sich weiter nicht um die Entwicklung seiner Investition kümmern. Dieser Rat richtet sich an Personen, welche sich nicht weiter um ihre Investition kümmern wollen, aber für aktive Investoren, welche auch eine Verantwortung übernehmen wollen, scheint mir der Rat etwas gar einfach.
Wenn es darum geht, nicht schlechter als der Gesamtmarkt abzuschneiden, ist Buffetts Rat natürlich goldrichtig. Ich versuche jedoch, eine Dividendenrendite zu erzielen, welche über der Rendite des Gesamtmarktes liegt. Dies ist bestenfalls mit der Auswahl von einzelnen Aktien zu schaffen. Ausserdem will ich in bestimmte Firmen (Tabak, Alkohol, Fleischverarbeitung, Waffen, AKWs, bestimmte Rohstoffe) keinesfalls investieren, also bleibt mir gar kein anderer Weg als die Auswahl von geeigneten Aktien.
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