Kaufen Sie besser Aktien statt Aktienfonds
07.07.2014
Wenn Sie Aktien einer Firma kaufen, werden Sie Mitbesitzer dieser Firma. OK, meist nur ein sehr kleiner Mitbesitzer. Aber, auch wenn Sie nur eine Nestle-Aktie für etwa 67 Franken kaufen, erkaufen Sie sich damit das Recht, an der Generalversammlung einer der weltweit grössten Firmen teilnehmen zu können. Sie können an dieser Versammlung sogar Ihre Meinung zur Geschäftspolitik zum Besten geben.
Natürlich wird niemand auf Sie hören, wenn Sie nur wenige Aktien besitzen, das ist die Realität. Trotzdem soll Sie das nicht davon abhalten, der Firma gegenüber als Mitbesitzer aufzutreten. Nicht im überheblichen Sinn wie: Jetzt gehört der ganze Laden mir, aber in diesem Sinn: Ich bin mitverantwortlich für das, was diese Firma treibt. Ich profitiere dank den Dividenden vom Gewinn dieser Firma, aber mir ist es nicht egal, wie dieser Gewinn erwirtschaftet wird. Ich investiere in diese Firma, weil ich von der Geschäftsleitung erwarte, dass sie seriös arbeitet. Macht sie das nicht, so werde ich als Aktionär anklopfen und meine Meinung vertreten.
Je mehr Aktien einer Firma Sie besitzen, desto eher wird man auf Sie hören – aber, wie die Erfahrung zeigt, Sie dürfen sich keine allzu grosse Wirkung erhoffen. Aber es ist besser, als wenn Sie gar nichts zu sagen haben.
Der Faktor des Mitbesitzens und der Mit-Verantwortung geht komplett verloren, wenn Sie einen Fond auf mehrere Firmen kaufen. Es gibt Fonds, welche einen Aktienindex wie den SMI nachbilden. Damit kaufen Sie ein Produkt und sind auf einen Schlag an allen Firmen, welche im SMI vertreten sind, beteiligt. Sie haben einen kleinen Anteil an Nestle, Roche, Novartis, Zürich Versicherungen, Swiss Re und Swatch. Und Sie haben sich an Firmen wie UBS, Credit Suisse (Grossbanken), Syngenta (gentechnisch verändertes Saatgut), Richemont (unter vielem anderem Tabak) beteiligt. Aber Sie haben keine Mitspracherechte an diesen Firmen erworben. Sie sind und bleiben aus Sicht dieser Firmen ein anonymer Nobody.
Es ist bestechend einfach, das Risiko des Investierens zu verringern, indem Sie einen Indexfonds kaufen. Aber, im Licht der hier diskutierten Strategie hat dies noch einen weiteren Nachteil: Sie sind beteiligt an Firmen, welche zu dieser Strategie überhaupt nicht passen. Einiger dieser Firmen zahlen erbärmliche Dividenden, und vielleicht erfüllen sie auch nicht die Anforderungen an Aktien, welche ich früher beschrieben habe, oder Anforderungen, welche Sie persönlich haben.
In einem Index sind meist Aktien aus verschiedensten Branchen zusammengefasst – aufgepasst. So kann es sein, dass Sie plötzlich Mitbesitzer eines AKW’s werden, eines dubiosen Rohstoffhändlers, eines Waffenherstellers, eines Zigarettenherstellers, einer skrupellosen Finanzgesellschaft… Überlegen Sie, ob Sie das wirklich wollen. Gibt es nicht genügend gute Möglichkeiten, direkt in jene Geschäftsmodelle zu investieren, welche Sie für seriös halten? An anderer Stelle habe ich beschrieben, wie wichtig es ist, dass Sie die Verantwortung für die Verwaltung Ihres Vermögens übernehmen. Mit dem Fonds drücken Sie sich teilweise um die Verantwortung.
Vermutlich haben Sie finanziell kein katastrophales Ergebnis, wenn Sie einen Indexfonds auf die gleiche Art kaufen, wie ich das für Aktien empfehle. Aber Sie werden bestimmt das bessere Ergebnis haben, wenn Sie sich auf Aktien mit guter Dividendenrendite und gutem Wachstum beschränken. In einem Index hat es immer auch ein paar faule Eier, und es bringt keinen Gewinn, wenn Sie Ihr Geld dort parkieren.
Ausserdem ist ein Aktienfonds ein Finanzprodukt. Sie müssen für dieses Produkt zahlen, indem Sie Verwaltungsgebühren begleichen. Diese Gebühren sind bei Indexfonds gering, vielleicht 0.25% pro Jahr, aber wenn Sie 100‘000 Franken über zehn Jahre mit einem Fonds auf den SMI anlegen, sind das doch 2‘500 Franken Gebühren. Nur dafür, dass mehr als die Hälfte dieses Geldes in drei Aktien angelegt sind: Nestle, Novartis, Roche. Das können Sie sich sparen!
erstellt am 12. Februar 2014, leicht überarbeitet am 7.7.2014
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