Dividendenwachstum als Anlagestrategie
16.02.2015
Die meisten Anleger bringen Geld an die Börse, weil sie sich Kursgewinne von ihren Aktien erhoffen, dank denen sich das Geld vermehren soll. Eine kleinere Gruppe von Investoren setzt auf stetes, solides Dividendenwachstum und erhofft sich, dass auf diese Art das investierte Geld wächst.
Die beiden Strategien unterscheiden sich in ihrer Ausrichtung völlig, trotzdem können Anleger mit beiden Strategien erfolgreich sein. Wer in Aktien investiert, sollte klar verstehen, was die Vor- und Nachteile beider Strategien sind. Und vermutlich entscheidet er/sie sich für die eine oder andere Strategie, indem Geld mehrheitlich (darauf komme ich noch zurück) gemäss dieser Strategie investiert wird.
Wenn ich auf Websites für Anleger unterwegs bin, habe ich oft das Gefühl, dass weder Autoren noch Leser (die ja immer wieder auch Kommentare schreiben) wirklich verstehen, wie eine Strategie funktioniert, welche sich am Dividendenwachstum orientiert. Zu unklar bleiben die Bedeutung der Dividendenrendite, des Anlagehorizonts, des Dividendenwachstums und des Einkaufspreises bei dieser Strategie. In diesem Beitrag will ich deshalb auf diese wichtigen Punkte näher eingehen.
Das primäre Ziel des dividendenorientierten Anlegers
Anleger, die auf Dividendenwachstum setzen, verfolgen das Ziel, ein stetig zunehmendes Einkommen aus Dividenden zu erzielen.
Das tönt trivial, in der Praxis aber ist das alles andere als trivial. Ein stetig zunehmendes Einkommen kann nur mit Dividenden von Firmen mit soliden, über einen längeren Zeitraum steigenden Gewinnen erwirtschaftet werden. Solche Firmen gibt es, aber ihre Anzahl ist beschränkt. Man findet diese Firmen in der Regel als Bestandteil der grossen Indizes wie SMI, DAX, Dow oder S&P500. Es leuchtet ein, dass nur jene Firmen über Jahre solide, steigende Dividenden bezahlen können, welche auch über Jahre hinaus ihre Gewinne steigern können. Da es für einen Investor, der diese Strategie verfolgt, nichts Unwillkommeneres geben kann als eine gekürzte oder gestrichene Dividende, müssen die für eine Investition in Frage kommenden Firmen sorgfältig gewählt werden.
Für die Schweiz und Europa ist mir keine öffentliche Datensammlung bekannt, welche die Firmen dahingehend untersucht, wie stetig sich die Gewinne und Dividenden über zehn oder zwanzig Jahre entwickelt haben. Das heisst, Investoren dieser Art müssen sich diese Daten selbst zusammensuchen. Der Stock Screener auf Google Finance kann für den Anfang dabei sehr nützlich sein. (http://www.google.com/finance#stockscreener)
Wer gerne in US-Aktien investiert, hat es leicht: Er lädt sich David Fish’s Liste der Dividenden-Champions herunter, und los geht’s. Da findet jedeR etwas für den eigenen Geschmack.
Drei Arten des Dividendenwachstums
Es gibt drei Möglichkeiten, wie das Einkommen aus Dividenden wachsen kann:
- Regelmässig werden die ausbezahlten Dividenden pro Aktie erhöht.
- Man erhöht die Anzahl Aktien durch Zukauf mit frischem Kapital. Mehr Aktien generieren mehr Dividenden.
- Man erhöht die Anzahl Aktien durch Reinvestieren der eingenommenen Dividenden.
Keine der Möglichkeiten schliesst die anderen aus – das heisst, man kann in Aktien investiert sein, welche regelmässig höhere Dividenden zahlen, von denen man regelmässig mehr Aktien dazukauft, sei’s mit frischem Kapital oder dem Geld, welches in Form von Dividenden ausbezahlt wurde. Durch das Reinvestieren von Dividenden kommt der Zinseszins-Effekt so richtig zum Tragen, wenn man die Aktien über einen längeren Zeitraum hält, zehn oder mehr Jahre.
Viele Firmen erhöhen ihre Dividenden jährlich um weit mehr als die Inflationsrate. Es ist keine Seltenheit, dass Dividenden in einem Jahr um 5 bis 20% erhöht werden.
Geeignete Schweizer Firmen
Während es in den USA mindestens 100 Firmen gibt, welche in den letzten 25 Jahren jedes Jahr höhere Dividenden bezahlt haben, lassen sich auf dem Schweizer Markt gerade mal DREI Firmen mit einer vergleichbaren Dividenden-Qualität finden: Wenig überraschend sind dies Nestle, Novartis und Roche, also jene SMI-Schwergewichte, welche mehr als die Hälfte der Kapitalisierung des SMI ausmachen.
Deshalb wollen wir einmal durchrechnen, wie sich eine Investition von je 10‘000 Franken in diese drei Firmen entwickelt hat. Wir betrachten dabei einen realistischen Zeitraum von 12 Jahren. Uns interessiert, wie sich die Dividenden dieser Firmen entwickelt haben, und nebenbei sehen wir auch, dass sich die Kurse dieser drei Aktien ebenfalls stark verändert haben: Ausschliesslich positiv.
Im Rückspiegel sehen wir, dass sich anfangs 2003 eine Investition in alle drei dieser Firmen gelohnt hat – aber am besten ist gefahren, wer in Roche investiert hat. Roche hat unsere Investition jährlich mit 9.6% verzinst! Und das erst noch nach Abzug der 35% Verrechnungssteuer. Da die meisten Anleger nicht mit einem Satz von 35% für die Einkommenssteuer rechnen müssen, ist die Rendite tatsächlich noch höher. Diese Rechnung geht einfach vom Worst Case aus, wenn die Verrechnungssteuer nicht zurückgefordert wird. Aber auch wer Nestle und Novartis hielt, kann sich über satte Gewinne freuen.
Uns interessiert aber nicht der Kapitalgewinn, sondern der Fluss der Dividendeneinkommen. Auch hier sieht es nur positiv aus: Anfangs lag die Dividendenrendite bei allen Aktien bei 2.3% oder darunter. Selbst im ungünstigen Fall – Novartis – ist die Dividende 2014 150% höher als am Anfang. Ganz toll sieht es bei Roche aus: Die aktuelle Rendite beträgt 7.7%. Wir sehen, dass bei allen Aktien die Dividende weit stärker gewachsen ist als die Inflationsrate, nämlich zwischen 8 und 15%.
Frühere Gewinne sind kein Indiz für die Zukunft einer Firma. Und trotzdem kann man als Investor wichtige Schlüsse aus der Entwicklung der Dividenden dieser drei Firmen ziehen:
- Alle drei SMI-Schwergewichte sind in der Lage, jährlich höhere Dividenden auszuschütten.
- Auch in Krisenzeiten kürzen diese Firmen die Dividenden nicht. Dies ist nur dann möglich, wenn die Firmen in „gesunden“ Zeiten Reserven bilden, aus denen sie in schlechten Jahren die Dividenden bezahlen, auch wenn sich der Gewinn einmal nicht befriedigend entwickelt hat.
- Die Dividende dieser Firmen entwickelt sich unabhängig vom Aktienkurs. Auch wenn der Kurs fällt, bleibt die Dividende stabil.
- Diese Firmen verfolgen langfristig eine aktionärsfreundliche Dividendenpolitik, und es besteht kein Grund zur Annahme, dass diese Politik leichtfertig geändert wird.
- Auch wenn die anfängliche Dividendenrendite jeweils mickrig erscheint, steigt sie jährlich. Aus einer Rendite von unter 2% kann sich eine Rendite von 5%, 10%, gar 50% und mehr entwickeln, indem man die Aktie einfach einmal kauft und liegen lässt. Da schlägt der Zinseszinseffekt umso stärker zu, je länger die Aktie gehalten wird.
Alle drei Firmen sind global ausgerichtet. Das heisst, alle drei Firmen sind bestens vertraut mit den Auswirkungen von Währungsschwankungen, Rezessionen, Finanzkrisen, fallenden oder steigenden Rohstoffpreisen, Terrorismus und Kriegen auf ihr Geschäft. Ein Investor muss sich nicht übermässig Gedanken darüber machen, wie diese Firmen künftige Krisen meistern werden: Sie alle haben ein erprobtes Krisenmanagement und ein grosses Knowhow darüber aufgebaut, wie Krisen aller Art zu meistern sind. Sie gehören zu den besten Organisationen der Welt. Und wenn sie einmal ernsthaft in Schwierigkeiten geraten würden, hätten sie jederzeit das nötige Kapital, die besten Manager und Berater einzustellen und grosszügig zu entlöhnen.
Ich habe mich bei der Diskussion von Schweizer Firmen nur auf die drei Grossen beschränkt. Ich habe auch (mit einem selbstgestrickten Werkzeug) untersucht, ob es weitere Firmen gibt, welche die Dividenden mit der gleichen Stetigkeit und Regelmässigkeit erhöhen – das ist aber leider in der Schweiz nicht der Fall.
Für die Zurich Insurance Group (ZURN) zum Beispiel sieht es so aus:
Die Auflistung macht deutlich, dass die Dividende pro Aktie seit Jahren nicht mehr gewachsen ist. Im Fall von Zürich kann man sich so darüber hinwegtrösten, dass die aktuelle Dividendenrendite bei knapp 5.5% liegt. Schlimmer sieht es für jene Anleger aus, welche die Aktie anfangs 2001 gekauft haben:
Hier wird deutlich, dass auch die Zeit Wunden, die durch grobe Fehler beim Investieren entstanden sind, nicht heilen kann. Der Fehler war der, die Aktie zu einem Zeitpunkt zu kaufen, als sie massiv überbewertet war. Das bedeutet dann: 14 Jahr warten, und trotz all der Dividenden hat der Anleger immer noch einen Verlust von 45%. Das ist traurig! Sicher, das ist ein extremes Beispiel – aber bestimmt nicht das Einzige.
Die Geschichte von ZURN führt drastisch vor Augen, wie wichtig es ist, seine Investitionen in die wichtigsten Aktien über mehrere Jahre zu verteilen. Hätten Sie nach dem brutalen Absturz der Aktie von 757 auf unter 100 Franken noch den Mut gehabt, nochmals 10‘000 Franken in die gleiche Firma zu investieren, wäre Ihre Investition heute durchaus rentabel. Leider weiss man das nur mit dem Blick zurück…
US-amerikanische Firmen mit Dividendenwachstum
Da der amerikanische Aktienmarkt viel grösser ist als der Schweizer, findet man in den USA ungleich mehr Informationen und Werkzeuge, welche für diese Analagestrategie nützlich sind. Zum einen gibt es die schon erwähnte Liste der Dividenden-Champions, also jener Firmen, welche mindestens 25 Jahre lang die Dividenden erhöht haben. Sie finden die jeweils aktuelle Liste hier: http://dripinvesting.org/tools/tools.asp. Und dann gibt es das kostenpflichtige FastGraph, das graphische Werkzeug für Langzeit-Investoren schlechthin.
Schauen wir uns einmal an, wie die Rechnung bei diesen Firmen ausschaut. Als Beispiel dienen die Firmen Johnson & Johnson (52 Jahre Dividendenerhöhungen), Procter & Gamble (58 Jahre) und VFC (42 Jahre). Ausserdem betrachten wir einen etwas längeren Zeitraum, nämlich 1999 bis 2014, da die Liste von David Fish die benötigten Infos für diesen Zeitraum liefert.
Auch hier: eine rund 10% höhere Dividende pro Jahr, diesmal über 16 Jahre aus. Damit wird wächst aus einer anfänglichen sehr bescheidenen Rendite bei J&J immerhin eine aktuelle Rendite von 6.7%, bei VFC sind es gar 9.6%. Im Fall von VFC wurde die Geduld obendrein noch mit einem erstaunlichen Kapitalgewinn belohnt.
Das zweite wichtige Werkzeug sind die FastGraphs von Chuck Carnevale. Leider, leider, leider werden hier nur US- und kanadische Aktien berücksichtigt.
Der Chart unten zeigt die Entwicklung von 1999 bis Ende 2014. Der Chart stellt klar dar, dass sich Aktienkurs (schwarze Linie) und Dividende (weisse Linie im Dunkelgrünen und hellgrüne Fläche) unabhängig voneinander entwickeln.
Der Chart zeigt noch viel mehr: 1999, beim Beginn unseres Investition, war die Aktie hoffnunglos überbewertet. Das KGV lag Anfang bei über 30! Eine schlechte Ausgangslage für ein zufriedenstellendes Ergebnis. Die schwarze Linie liegt weit oberhalb der grünen Flächen, was anzeigt, dass die Aktie überwertet ist. Nur die lange Haltedauer und die jährlich höheren Dividenden haben dieses Problem mit der Zeit ausgebügelt – und natürlich die Tatsache, dass alle Mitarbeiter von Johnson & Johnson Jahr für Jahr hart arbeiten, um den Aktionären einen besseren Abschluss vorlegen zu können.
Ende 2014 liegt das KGV bei etwa 17 – das heisst, die Aktie ist viel realistischer bewertet. Wer in den dunkelsten Stunden der Finanzkrise Anfang 2009 die Aktie von JNJ kaufte, bezahlte dafür nur das 11-fache des Jahresgewinns pro Aktie, und seine Dividendenrendite stand per sofort auf über 3%.
Auch dieses Beispiel illustriert deutlich, wie wichtig es ist, Aktien gestaffelt zu kaufen. Wer seine Investitionen in Aktien mit gutem Dividendenwachstum über mehrere Jahre verteilt, vermindert das Risiko beträchtlich, dass er sein Dividendeneinkommen zu teuer erkauft und damit die Rendite schmälert.
Der FastGraph von VFC ist ebenfalls sehr aufschlussreich und erklärt teilweise den grossen Kapitalgewinn. (Wikipedia: VF Corporation ist eine der größten Bekleidungsfirmen der Welt und Marktführer bei Jeans, Wäsche, Arbeitsbekleidung und Rucksäcken.) Auf einen Blick wird klar, dass der Aktienkurs (schwarze Linie) in den letzten zwei Jahren dem erzielten Gewinn davongelaufen ist. 1999 konnte die Aktie zum Preis des 15-fachen des Gewins gekauft werden, was als solider Wert gilt. Im Durchschnitt wurde die Aktie seit 1999 zu einem KGV von 14 gehandelt (das zeigt die blaue Linie an). Aktuell liegt das KGV (P/E) bei 22, das heisst, die Aktie ist mehr als 50% höher bewertet als im langjährigen Durchschnitt. In der Regel bedeutet dies, dass der Aktienkurs korrigiert.
Die dunkelrote Linie zeigt die Dividendenrendite an. Auch diese Linie macht deutlich, dass es keine sonderlich gute Idee ist, VFC zum aktuellen Kurs zu kaufen. Der Kurs müsste aufgrund dieses Charts eher bei etwa 45 bis 50 USD liegen. Gestern schloss die Aktie bei knapp 70. Jetzt aber liegt die Rendite beim Kauf unter 2%, und auch bei einem jährlichen Wachstum von 10% dauert es Jahre, bis das investierte Geld ansprechend rentiert.
Heisst das, man sollte die Aktie jetzt verkaufen? Diese Frage lässt sich nur vor dem Hintergrund der gewählten Anlagestrategie beantworten. Aus Sicht des Investors, der auf das langfristige Dividendenwachstum fokussiert ist, gibt es keinen triftigen Grund, VFC zu verkaufen. Allerdings ist zu berücksichtigen, wie hoch die eigene Dividendenrendite ist. Obwohl VF seit Jahrzehnten die Dividende erhöht, ist die Dividendenrendite gering. Für einen Trader andererseits ist der Fall klar: Weg damit! Aber auch für den Langzeitinvestor kann es sinnvoll sein, hier mal etwas Kasse zu machen, indem ein Teil der Position verkauft wird. Es ist ja nicht verboten, später wieder dazuzukaufen, wenn die Aktie günstiger zu haben ist. Nur, es gibt keine Garantie dafür, dass die Aktie in absehbarer Zeit korrigiert und dadurch günstiger wird. Man kann auch einfach nichts tun und weiterhin jährlich höhere Dividenden einnehmen.
VFC ist eine der Aktien in meinem Portfolio. Vor etwa drei Jahren um die 50 gekauft, habe ich aktuell eine Rendite von bescheidenen 2.5% auf meinen Einkaufpreis. Als kürzlich der Preis über 75 stieg, konnte ich es mir nicht verkneifen, ein Sechstel meiner Position zu verkaufen – mit über 50% Gewinn. Ich kaufe gerne wieder nach, falls der Kurs in die Gegend um 55 fällt.
Vorzüge der dividendenorientierten Anlage-Strategie
Einige Vorteile dieser Strategie stechen sofort ins Auge, andere benötigen etwas mehr Erklärungen.
- Die Strategie basiert auf dem gesunden Menschenverstand, ist leicht verständlich und kann leicht umgesetzt werden. Hat Ihnen schon einmal ein Berater / Bekannter / Freund ein tolles Finanzprodukt erklärt und Sie haben nur ungläubig den Kopf geschüttelt? Das lag daran, dass das Produkt viel zu kompliziert war, um es gleich auf Anhieb zu verstehen. Vielleicht ist es wirklich ein hervorragendes Produkt (für den Verkäufer), aber Sie konnten einfach nicht verstehen, wie Sie damit Geld machen können. Kein Problem. Hier haben wir eine Strategie, welche alle auf Anhieb verstehen können, ohne dass sie zuerst einen Kurs in Finanzmathematik abschliessen. Da wir auf offensichtliche Gewinner setzen, halten wir das Verlustrisiko in Grenzen.
- Der Investor wird befreit vom täglichen Überwachen seines Portfolios. Die Entwicklung des Aktienkurses ist sekundär. Wenn man einmal in Firmen mit gutem Dividendenwachstum investiert ist, genügt es, quartalsweise oder gar jährlich die Entwicklung des Gewinns und der Dividenden zu überprüfen. Gibt es Probleme an dieser Front, ist sofort eine tiefere Analyse der Situation notwendig, andernfalls können Erträge aus den Dividenden wieder in die gleichen oder in andere, qualitativ ähnliche Firmen investiert werden.
- Offensichtlich ist dies eine Buy and Hold Strategie. Damit diese funktioniert, muss vor dem Investieren etwas Aufwand betrieben werden, so dass in die richtigen Firmen investiert wird, welche in der Lage und gewillt sind, Aktienbesitzer langfristig am Gewinn zu beteiligen. Ist diese Klippe einmal genommen, heisst es: Abwarten und möglichst wenig tun…
- Die Strategie ist kostengünstig. Da wir nicht versuchen, den Markt zu schlagen sondern unser Dividendeneinkommen vergrössern wollen, sind selten teure Umschichtungen im Portfolio nötig. Wir halten unseren Firmen die Stange, so lange es für uns Sinn macht. Und Sinn macht es, wenn unser Dividendenstrom jährlich grösser wird. Wir reagieren nur minimal auf die Kursschwankungen, welche am Markt zu beobachten sind. Sicher darf man mal eine Aktie (teilweise) verkaufen, wenn sie hoffnungslos überwertet ist, oder wenn sie im Depot stark übergewichtet ist. Aber sonst gibt es kaum einen Grund, Aktien zu verkaufen. Schliesslich sind Aktien ja die Grundlage unseres Einkommens. Und wer auf seinen Einkaufspreis eine Rendite von 10% und mehr hat, wird es sich bestimmt genau überlegen müssen, weshalb er eine Aktie verkaufen soll. Wo erhält man schon so eine tolle Rendite, wenn man das Kapital frisch investiert?
- Wir legen bei dieser Strategie den Fokus auf solide, stabile, rentable, grosse Firmen. In einer Krise sind es diese Firmen, welche den Sturm am besten überstehen. Und in der Regel sind es diese gleichen Firmen, welche sich am schnellsten von einem Kurssturz erholen. Weshalb soll das so sein? Je tiefer der Aktienkurs, umso höher steigt die Dividendenrendite. Wenn Sie eine Firma sehen, welche seit über 50 Jahren die Dividende jährlich erhöht, können Sie sich ausrechnen, dass das auch in Zukunft so weitergehen wird. Und plötzlich gibt es in einer turbulenten Zeit die Chance, Anteilseigner eines grossartigen Unternehmens zu werden? Sie können Gift drauf nehmen, dass Sie nicht der Einzige sein werden, der mit Käufen den Kurs dieser Aktie stützt oder hilft, nach oben zu treiben.
- Das dividendenorientierte Investieren ermöglicht eine gewisse Planbarkeit. Im Gegensatz zu anderen Strategien, welche sich am Aktienkurs orientieren, hat man bei dieser Art des Investierens eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass realistisch gesetzte Ziele auch erreicht werden. Wer auf ein regelmässiges Einkommen angewiesen ist, z.B. nach der Pensionierung, kann sich über Jahrzehnte ein Portfolio aufbauen und hat dabei guten Grund zur Annahme, dass sich die Dividenden weiter so entwickeln werden wie bisher. Wer, nach Wegfall des Arbeitseinkommens darauf angewiesen ist, Wertschriften zu verkaufen, um seinen Lebensabend komfortabel zu gestalten, kann im Fall eines Crashs mit seinen Aktien ganz schön auf die Nase fallen.
Nachteile der dividendenorientierten Anlage-Strategie
- Die Auswahl an Schweizer Aktien ist SEHR begrenzt. Solange nicht einige weitere stark kapitalisierte Schweizer Firmen ihre Dividenden regelmässig erhöhen können, ist ein Anleger gezwungen, auch andere Strategien kennenzulernen und anzuwenden. Oder er muss in ausländische Aktien investieren und setzt sich damit dem Risiko der Währungsschwankungen aus.
- Die Strategie ist langweilig. Wer an der Börse Action sucht, ist mit dieser Strategie schlecht beraten. Immer wieder hört man von spannenden Strategien, mit denen es möglich sein soll, „den Markt“ oder „den SMI“ zu schlagen. Wer Unterhaltung braucht, soll mit diesen Strategien experimentieren – aber besser nur mit einem bestimmten Betrag.
- Phantastische Kursgewinne sind nicht zu erwarten. Stabile Firmen haben in der Regel das grosse Wachstum hinter sich. Sie können zwar langfristig damit rechnen, dass der Kurs dieser Aktien steigt, aber das dürfte über die Jahre gesehen im Bereich einiger Prozentpunkte liegen.
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