Willkommen zurück in der irrealen Realität
02.03.2020
Doch, das Covid-19 konnte den Märkten etwas anhaben - etwas spät haben die Börsen reagiert, dafür umso heftiger. Es ist schon eindrücklich, wie heftig die Kurse fallen können, wenn's denn mal losgeht mit der Bewegung nach unten.
Da ich mich ja, wie im letzten Blogbeitrag erwähnt, persönlich auf eine Korrektur etwas vorbereitet habe, kam der Einbruch weder überraschend noch unwillkommen. Sowas gehört einfach zum Investieren, und wer da seine Nerven nicht behalten kann, sollte sich überlegen, was er/sie beim Investieren falsch macht.
Was mir viel mehr zu denken gibt, und ich glaube, dies ist das wirklich grosse Risiko an den Aktienbörsen, ist die Tatsache, dass sich die Märkte so absolut auf ein Eingreifen der Notenbanken verlassen können. Eine simple Kurskorrektur von zehn, zwölf Prozent? Was ist da dabei? Schon müssen die Leitzinsen gesenkt werden, um die Märkte zu stützen. Sorry, das ist doch lächerlich.
Mir kommt das vor wie eine kranke Vater-Sohn-Beziehung: Der Sohn verhält sich so, dass er als Folge seines Leichtsinns auf die eine oder andere Art öfters mal abstürzt. Jeder Fall schmerzt, und der Vater tut sein Möglichstes, um die Schmerzen zu lindern, den Sohn über seine Verluste hinweg zu trösten. Als Belohnung für den Schmerz gibt's obendrein noch ein neues Auto, oder bezahlte Ferien, oder sonst einen kleinen Bonus. Was der Vater verpasst, ist, seine Rolle als verantwortlicher Elternteil wahrzunehmen und seinem Sohn klarzumachen, woher die Abstürze kommen, dass sie nicht per Zufall entstehen. Dass man sich im Leben auch so verhalten kann, dass man nicht immer wieder abstürzt, und dass man lernen muss, auf den eigenen Beinen zu stehen.
Oh, das ist vielleicht eine altmodische Ansicht. Aber nicht alles, was gerade besser scheint als der altmodische Kram, ist auch tatsächlich besser. Wenn sich die Märkte in ihrem Leichtsinn abhängig machen vom Eingreifen der Notenbanken, kann das Jahre oder Jahrzehnte gut gehen. Irgendwann, vermute ich, wird die Rechnung für dieses kranke Verhalten präsentiert. Und die bezahlen dann alle mit.
Wie werden Mini Futures eingesetzt?
05.12.2014
In verschiedenen Beiträgen im cash.ch-Diskussionsforum ist mir aufgefallen, dass viele Aktionäre nicht wissen, was Mini Futures sind und wie sie eingesetzt werden. Da ich Mini Futures seit Jahren zum Absichern von Kursgewinnen einsetze, habe ich etwas Erfahrung damit, und darüber schreibe ich in diesem Beitrag.
Mini Future definiert
Ein Mini Future (MF) ist ein strukturiertes Finanzprodukt, ein Derivat. Mit einem MF kann ein Anleger überproportional stark von Kursschwankungen von Aktien, Aktienindizes oder anderen Basiswerten wie Gold, Erdöl, usw. profitieren. Ein MF ist ein an der Börse handelbares Produkt, welches von einer Bank an die Börse gebracht wird. Mit einem MF kann man von steigenden Kursen (Long MF) ebenso wie von fallenden Kursen (Short MF) profitieren.
In einem NZZ-Artikel vom Mai 2013 beschreibt der Autor Vor- und Nachteile verschiedener strukturierter Produkte. Der wesentliche Passus zu MFs lautet:
Ein Mini-Future entspricht im Prinzip einer Investition in den Basiswert, bei der der Emittent einen Teil des Kaufpreises vorschiesst, den sogenannten Finanzierungs-Level. Angenommen, ein Kunde kauft für 20 Fr. einen Mini-Future auf eine Aktie mit einem Kurswert von 100 Fr., dann liegt der Finanzierungs-Level bei 80 Fr. Steigt der Aktienkurs um 5 Fr., so legt der Mini-Future um den gleichen Betrag zu, was einem Anstieg von 25% entspricht. Umgekehrt verliert der Anleger aber auch 25% seines Investments, wenn der Aktienkurs um 5% sinkt. Somit schlagen Kursänderungen deutlich stärker auf die vom Anleger investierte Summe durch. Nähert sich der Kurs des Basiswerts dem Finanzierungs-Level zu stark an (Stop-Loss-Marke), verfällt der Mini-Future. Der Anleger erhält einen geringen Restwert ausbezahlt. Die Gebühren für das Zertifikat erhebt der Emittent, indem der Finanzierungs-Level jeden Tag leicht steigt. Mini-Futures werden heute von einer Vielzahl von Schweizer Emittenten auf einen bunten Strauss von Basiswerten angeboten.
Quelle: http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/alternativen-fuer-hobby-spekulanten-1.18080189
Anbieter und Handelbarkeit
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit hier eine Liste von Schweizer Anbietern von Mini Futures:
Bank Vontobel |
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UBS |
http://keyinvest-ch.ubs.com/produkt/liste/index/productType/Mini-Future |
BNP Paribas |
Mini Futures sind Finanzprodukte, welche Sie an der Schweizer Börse zu den üblichen Konditionen und Zeiten handeln können. Aufträge für Kauf und Verkauf erteilen Sie genau gleich wie bei Aktien und Fonds, übers E-Banking oder über den Kundenberater. Über Swissquotes können Sie auf der Handelsplattform SwissDots an Werktagen von 8 bis 22 handeln, aber auf SwissDots stehen weniger Produkte zur Verfügung als an der regulären Börse. Trotzdem lohnt es sich, das Angebot zu prüfen, da die Kosten mit CHF 9.85 für Schweizer Verhältnisse extrem tief sind.
Weshalb ich Mini Futures mag
Es gibt für mich mehrere Gründe, weshalb ich dieses Finanzprodukt mag.
- Ich kann auch bei fallenden Kursen einen Gewinn machen. Angenommen, ich bin fest überzeugt, dass die Aktienmärkte völlig überhitzt sind und nehme an, dass bald alle Kurse fallen werden. In diesem Fall kann ich ein Short Mini Future auf den SMI oder den Dow Jones kaufen und abwarten, bis die Aktienkurse fallen. Der Kurs meines MF steigt überproportional an.
- Ich kann mit einem MF Gewinne absichern. Wenn ich mit der steten Unsicherheit der Aktienmärkte wieder mal schwer leben kann, kann ich einen Teil meiner Papiergewinne absichern, ohne dass ich gleich Aktien verkaufen muss. Steigt dann die Aktie weiter, habe ich etwas Pech, aber immerhin weiss ich, dass meine Gesamtinvestition weniger grosse Sprünge nach unten oder oben machen kann.
- Der Einsatz ist gering, die Wirkung gross. Da ein MF mit einem Hebel arbeitet, muss ich vergleichsweise wenig Kapital einsetzen, um einen grossen Gewinn erzielen zu können. Falls ich z.B. annehme dass eine bestimmte Aktie in nächster Zeit stark steigen wird, kann ich ein Long MF auf diese Aktie kaufen und vom steigenden Kurs profitieren. Ich habe das zum Beispiel mit einem MF auf Apple gemacht, nachdem die Firma das iPhone 6 eingeführt hat. Ich achtete darauf, dass der Hebel möglichst gross war. So habe ich etwa 3000 Franken bezahlt und einen Effekt gehabt, als hätte ich 18‘000 in Apple Aktien. Der Hebel war also etwa 6. Steigt die Apple-Aktie 1%, so steigen die MF um 6%. Umgekehrt natürlich auch!
Gefahren von Mini Futures
Aber bei allen Vorteilen dürfen die Nachteile von Mini Futures nicht übersehen werden.
- Beim Stop Loss ist Schluss: Jeder MF kommt mit einer Stop Loss Marke. Wird diese erreicht, verfällt das Produkt mit einem geringen Restwert. Je höher der Hebel, desto näher liegt der MF bei der Stop Loss Marke. Hebel über 15 sind aus diesem Grund nur bei MF auf Aktienindizes sinnvoll. Bei Aktien kann es sein, dass der Kurs mal um ein paar Prozent ausschlägt, und das könnte ein Produkt mit einem hohen Hebel wertlos machen.
- Der Stop Loss verändert sich täglich. Die UBS
erklärt das so:
Da Anleger den Basiswert nur zu einem geringen Teil selbst finanzieren müssen, ergibt sich ein Hebeleffekt. Den Restbetrag, der als Finanzierungslevel ausgewiesen ist, übernimmt die UBS als Emittentin. […]
Allerdings will Fremdkapital bekanntlich verzinst sein. Der Emittent belastet dem Anleger daher Finanzierungskosten, indem der Finanzierungslevel täglich anpasst wird. Der Name Mini-Future erinnert daran, dass diese Instrumente ähnlich wirken wie standardisierte Termingeschäfte, sprich Futures. Anders als bei diesen ist ihre Laufzeit aber nicht begrenzt. Noch ein wichtiger Unterschied zu herkömmlichen Futures ist, dass Anleger bei UBS Mini-Futures nie Geld nachschiessen müssen. Denn die Instrumente verfügen über eine automatische Verlustbegrenzungsfunktion: den Stop-Loss Level. Bewegt sich der Basiswert in die unerwünschte Richtung und erreicht den Stop-Loss Level, verfällt der Mini-Future mit sofortiger Wirkung. Der Emittent berechnet dann den Restwert und zahlt diesen – sofern der Restwert mehr als null beträgt – dem Anleger aus. Der Stop-Loss Level wird bei Long Mini-Futures leicht über dem Finanzierungslevel festgelegt, bei Short Mini-Futures darunter. Die Stop-Loss Level begrenzen so das Risiko und verhindern eine Nachschusspflicht. Wird der Stop-Loss Level vom Basiswertkurs berührt oder überschritten, ist allerdings mit einem erheblichen Verlust des investierten Kapitals (bis zum Totalverlust) zu rechnen.
Quelle: http://keyinvest-ch.ubs.com/lernen-informieren/hebelprodukte-mit-ko
Da Sie dem Emittenten also einen Zins bezahlen müssen für seine Leistung, rutscht mit der Zeit die Stop Loss Marke immer näher, selbst wenn sich der Kurs des Basiswertes nicht ändern sollte. Die Zeit arbeitet also gegen den Inhaber eines MF. Umgekehrt heisst das: Ein MF ist kein Finanzprodukt, das man bis in alle Ewigkeit hält, sondern welches aktiv gemanagt werden muss.
Beispiele für den Einsatz von Mini Futures
Die Website von BNP Paribas hat zwei praktische Rechner, welche das Funktionieren von Futures leicht verständlich machen. Gehen Sie zu dieser Seite: http://www.bnpparibasmarkets.ch/DE/Showpage.aspx?pageID=5&intptype=66,67
Während ich dies schreibe, bietet die Bank 1165 MF-Produkte an. Dies kann sich jederzeit ändern. Die folgenden Beispiele werden alle mit Produkten dieser Bank durchgespielt – das heisst aber nicht, dass diese Bank für die gewählten Basiswerte die besten Produkte anbietet. Ich kaufe die meisten MF von Vontobel und nicht von BNP Paribas. Ich spiele die Beispiele hier so durch, weil ich Sie dazu anregen will, mit den Rechnern auf dieser Website selbst die verschiedensten Szenarien durchzuspielen.
Heute sollten Sie keinesfalls investieren!
25.06.2014
Vor einigen Tagen postete ein Leser diesen Kommentar:
Ich habe nur dividendenstarke Unternehmen im Depot, seit Jahren verfolge ich diese Strategie. Will noch etwas dazu investieren. Was meinen Sie ? Im Moment sind Aktien sehr teuer, ist abwarten angesagt oder soll man jetzt trotzdem kaufen?
Ich glaube, die letzte Frage - abwarten oder jetzt kaufen - ist eine Kernfrage beim Investieren, und ich habe sie in einer Mail an den Leser so beantwortet:
Ja, gute Aktien sind immer teuer J. Und ja, im Moment sind sie sehr teuer – das ist die Meinung vieler Experten. Ich verweise immer wieder mal auf die Artikel von Chuck Carnevale aus seekingalpha.com, der dazu nur sagt: „This is a market of stocks.“ Was heisst das? Auch wenn viele Aktien hoch, zu hoch sogar, bewertet sind, gibt es immer einzelne Aktien, welche günstig zu haben sind. Aufgabe des Anlegers ist es, diese Aktien zu finden, auch wenn der Markt insgesamt bei Allzeithochs liegt.
Was tun in Ihrem Fall? Hängt davon ab, wie gross die Rendite ist, die Sie sich bei den heutigen Aktienkursen kaufen können. Ohne Titel nennen zu wollen: Es gibt doch Aktien, welche im Augenblick 3 oder 4 oder 7 Prozent Rendite abwerfen, welche ihre Dividenden in den letzten Jahren mindestens gehalten, teils auch gesteigert haben, deren Aussichten auf weiteren Ertrag einigermassen intakt sind: Was genau spricht gegen ein Engagement in eine solche Aktie? Die Angst, dass man die gleichen Aktien in zwei Monaten 25% günstiger kaufen kann? OK. Das ist legitim. Aber weshalb verteilen Sie Ihre Käufe nicht einfach über ein Jahr, oder zwei Jahre?
Unseriöse Angebote
19.03.2014
Ich stolpere öfters mal über Werbung für Finanzprodukte. Ich schätze mich glücklich, dass ich weitgehend immun gegenüber diesen Angeboten bin. Aber Tatsache ist, wir werden immer bombardiert mit verlockenden Angeboten:
Wie bauen Sie ein Aktienportfolio auf?
31.01.2014
Beim Aufbau eines Aktienportfolios gilt es, einige einfache Regeln zu beachten. Diese Regeln haben den Zweck, die Risiken Ihrer Investitionen zu streuen.
- Kaufen Sie Aktien mehrerer verschiedener Firmen. Mindestens zehn Aktien sollten es schon sein. Es ist nie auszuschliessen, dass das Management einer Firma Fehler macht. Managementfehler drücken sich in aller Regel blitzartig in fallenden Kursen aus. Das ist eine unschöne Sache für die Aktionäre. Gegen dieses Risiko hilft nur, dass Sie Aktien von verschiedenen Firmen kaufen.
- Kaufen Sie Aktien aus verschiedenen Branchen. Vielleicht mögen Sie Firmen in einer bestimmten Branche besonders, oder Sie kennen diese besonders gut. Lassen Sie sich aber nicht dazu verleiten, nur Aktien aus einer Branche zu kaufen - auch das ist ein Klumpenrisiko. Kaufen Sie Aktien von Versicherungen, Telekomanbieter, Softwarefirmen, Nahrungsmittelherstellern, usw. Es kann auch sein, dass bestimmte Sektoren des Marktes mal Mode sind, dann wieder gemieden werden. Einmal sind Technologieaktien in, dann wieder völlig out, dafür sind jetzt Pharmaaktien gefragt, aber nächstes Jahr ist wieder was Anderes Mode. In dieser Hinsicht macht der Markt, was er will, und Sie müssen mit dieser Tatsache beim Investieren leben.
- Kaufen Sie Aktien von Firmen in verschiedenen Ländern. Natürlich sind Schweizer Unternehmen Weltspitze, aber es gibt ebenso gute Firme ausserhalb der Schweiz. Sie tragen damit natürlich automatisch Wechselkursgewinne und -Verluste mit, aber der Franken ist nun mal nicht die einzige Währung... Aktienmärkte von verschiedenen Ländern entwickeln sich mal schlechter, mal besser. Dieses Risiko können Sie abfedern, indem Sie Aktien von Firmen in unterschiedlichen Ländern kaufen.
- Planen Sie langfristig. Dazu gehört, dass Sie Ihr Portfolio über viele Jahre verteilt aufbauen. Investieren braucht, wie alles Andere auch, Übung und Erfahrung. Kaufen Sie jedes Jahr Aktien, reinvestieren Sie jedes Jahr die Dividenden. Lassen Sie sich Zeit mit Ihren Entscheidungen. Rom wurde nicht an einem Tag gebaut, und auch ein genialer Investor wie Warren Buffett brauchte Jahrzehnte, bis er so reich wurde wie er heute ist.
Sie müssen nicht eine Unmenge verschiedener Aktien kaufen, das wäre nicht praktisch. Aber wenn Sie langfristig investieren, sollten Sie schon ein Portfolio von mindestens 25 bis 30 Aktien von Firmen unterschiedlicher Branchen zusammenstellen. Diese Diversifikation bringt mehr Stabilität ins Depot. Kaufen Sie aus verschiedenen Ländern, in verschiedenen Währungen